Multikulturalismus

Wer in einer der großen britischen Supermarktketten (Tesco, Sainsbury, Co-op – entspricht Aldi, Lidl, Edeka) einkaufen geht, der findet neben mehr oder weniger typischen englischen Produkten auch in großen Mengen indische oder pakistanische Lebensmittel – Zielpublikum: Inder und Pakistanis, nicht etwa nur abwechslungshungrige Briten. (Wobei letztere auch längst Curry-Pasten, Naan-Brot und Houmous für sich entdeckt haben. Wie auch nicht, wenn es gleich neben dem englischen Labberbrot und Cheddar-Käse im Regal steht.) Welche deutsche Supermarktkette bietet eigentlich türkische Lebensmittel an? Abgesehen von der einen oder anderen Olivendose (Zielpublikum: deutsch) ist mir noch nichts untergekommen; türkische Lebensmittel gibt es in Türkenläden, als durchschnittlicher Deutscher kennt man eigentlich nur Döner. Das scheint mir symptomatisch für den Willen zur vielbeschworenen Integration – und zwar auf Seiten des „Gastlandes“, nicht der Immigranten selbst.

2 Kommentare

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2 Antworten zu “Multikulturalismus

  1. evaswunderblog

    Stimmt und stimmt nicht – ich nütze seit 2 Jahren begeistert das reichhaltige Angebot russischer (und einiger türkischer) Lebensmittel beim Handelshof. Aber gut, ist in Deutschland sicherlich trotzdem die Ausnahme – vielleicht auch, weil es an der kolonialen Geschichte fehlt, die für viele Engländer indische und pakistanische Lebensmittel für nicht sooo fremd erscheinen lässt?

  2. philine

    Die Kolonialgeschichte spielt sicherlich eine Rolle, allerdings muss auch Großbritannien seit Ende des Empires erhebliche Fortschritte gemacht haben, wie ich gerade aus dem übrigens sehr empfehlenswerten Buch „Identity and Violence“ von Amartya Sen gelernt habe: „I recollect … how worried my first landlady in Britain was about the possibility that my skin color might come off in the bath…“ Das war 1953 und wird heute wohl keinem Inder in Cambridge mehr passieren.

    Der Punkt mit den Lebensmitteln ist, dass eben nicht nur Briten, sondern Inder und Pakistanis zu Tesco gehen, um ihre Naans etc. zu kaufen, während man als Türke in Deutschland schon sehr genau Bescheid wissen müsste, wo es wann was gibt – und deshalb eben besser einfach in den Türkenladen geht. So sehe ich das jedenfalls hier in unserem sehr türkischen Berliner Viertel, da teilt sich das Einkaufspublikum ganz eindeutig auf: die einen gehen zu Lidl, die anderen in den Türkenladen.

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